![McLaren 675 LT beim Genfer Salon 2015](http://ps.welt.de/files/2015/03/Genfer-Salon-2015-232-1024x683.jpg)
Von STEFAN ANKER
Es kommt die Top-Ten-Liste des Genfer Salons an ihr Ende, aber ich möchte sie nicht mit dem einen, dem zehnten Auto beschließen. Sondern noch einmal eine Auswahl an rollenden Verrücktheiten präsentieren, wie sie sich in dieser Konzentration nur in Genf versammelt.
Die Kreativität der Ingenieure in Sachen Sportwagen ist selten so geballt zu beobachten, aber das ist nicht allein der Grund dafür, dass Genf meine Lieblings-Automesse ist. Das wesentliche Argument: Genf ist interessant und relevant zugleich. Es gibt keine Marke, die nicht herkommt, keinen Manager, den man nicht treffen könnte, und keinen Messestand, an dem man nicht die wichtigsten Autos sehen könnte.
Einige davon habe ich in meiner kleinen Serie hier vorgestellt, beginnend mit dem McLaren P1 GTR. Und ich möchte mit einem weiteren McLaren das Ende einläuten, denn mich beeindruckt die Entwicklung dieser Marke. Niemals hätte ich gedacht, dass aus Woking jemals so etwas wie eine Produktpalette kommt, und dass am Ende sogar verschiedene Modellfamilien ins Leben gerufen werden. Schließlich ist es doch erst vier Jahre her, seit das erste McLaren-Modell der Neuzeit erstmals ausgeliefert wurde.
Und nun steht mit dem P1 GTR eine 1000-PS-Rennmaschine am Stand und dazu die dritte Ausbaustufe des 2011 eingeführten MP4-12C, der mittlerweile als 625C unterwegs ist. Vergangenes Jahr kam der 650S dazu und jetzt eben der 675LT. zusammen bilden sie die Super Series, und die technischen Daten des neuen Modells belegen, dass dieser Name nicht übertrieben ist. Der 675 PS starke Wagen (Nomen est omen) wiegt nur noch 1230 Kilogramm trocken, das sind 100 kg weniger als der 650S. Und so schießt der McLaren in 2,9 Sekunden auf Tempo 100 und – jetzt kommt’s – ist in weiteren fünf Sekunden schon 200 km/h schnell. 7,9 Sekunden von 0 auf 200: Das kann in dieser Spiel- und Preisklasse kein Porsche, kein Ferrari, kein Lamborghini. Wahrscheinlich geht diese Performance ein wenig auf die Alltagstauglichkeit. Aber wenn ich 309.750 Euro für einen Sportwagen ausgeben könnte, dann wäre die berühmte Fahrt zum Brötchenholen nicht das, was mich interessierte. McLaren also: Respekt für die Konsequenz im Wahnsinn – und wir sehen uns wieder Ende März zur New York Auto Show: Da kommt schon wieder ein neues Auto, unglaublich.
![AMG GT3 beim Genfer Salon 2015](http://ps.welt.de/files/2015/03/Genfer-Salon-2015-555-1024x683.jpg)
Der Preis für den beeindruckendsten Spoiler geht an den neuen AMG GT3, aber das ist auch keine Kunst, denn bei diesem Wagen muss man sich um eine Zulassung keine Sorgen machen. Wie der Name andeutet, handelt es sich hier um den neuen Rennwagen aus Affalterbach, der in der GT3-Klasse antritt. Ab Mitte/Ende 2015 sollte man ihn auf den Rennstrecken sehen, 2016 wird dann sein Durchstartjahr. Interessant: Unter der Haube steckt nicht der Biturbo-V8 des Serien-GT, sondern der 6,3 Liter große Saugmotor des Vorgängers AMG SLS GT3. Begründung: Zuverlässigkeit, Langlebigkeit.
![Nissan LMP1 beim Genfer Salon 2015](http://ps.welt.de/files/2015/03/Genfer-Salon-2015-24-1024x683.jpg)
Und wenn wir schon beim Rennfahren sind: Nissan zeigt beim Genfer Salon seinen LMP1-Rennwagen, mit dem der japanische Hersteller bei den 24 Stunden von Le Mans und auch in der Langstrecken-WM antreten will. Alle freuen sich darüber, dass das Trio aus Audi, Porsche und Toyota in der leistungsstärksten Prototypenklasse Konkurrenz bekommt. Aber alle wundern sich auch, wie Nissan mit diesem Auto gewinnen will: Es trägt den Motor vorn, und der treibt auch noch die Vorderräder an. Nur die ca. 20 Prozent, die der Elektroantrieb im Hybridsystem beisteuert, landen an der Hinterachse. Verrückte Idee, ich bin sehr gespannt auf das Rennen im Juni.
![Koenigsegg Regera beim Genfer Salon 2015](http://ps.welt.de/files/2015/03/Genfer-Salon-2015-238-1024x683.jpg)
Aber was ist schon die Verrücktheit Nissans gegen die von Koenigsegg. Der schwedische Hersteller hat in 21 Jahren seiner Existenz noch keine 150 Autos verkauft, und nun kommt schon wieder so ein Ding, was die Stückzahlen nicht gerade in höchste Höhen treiben dürfte. Der Regera ist ein 1500 PS starker Plug-in-Hybrid mit drei Elektromotoren (zwei für die Räder, einer für die Kurbelwelle) und nur einem Gang. Ja, er fährt im Grunde wie ein Prius, nur eben sehr viel schneller: 0-400 km/h in unter 20 Sekunden. Wer’s probieren will: 1,89 Millionen Dollar plus Steuer.
![Aston Martin DBX auf dem Genfer Salon 2015](http://ps.welt.de/files/2015/03/Genfer-Salon-2015-112-2-1024x683.jpg)
Noch seltener als der Koenigsegg Regera, von dem 80 Stück gebaut werden sollen, ist der Aston Martin DBX. Der bleibt nämlich als Concept Car ein Einzelstück, aber vielleicht wird später mal ein Serienauto draus – wenn es annähernd so aussieht wie die Studie, dann dürfte der britische Sportwagenhersteller sich rühmen, das wirklich allererste SUV-Coupé gebaut zu haben, das diesen Namen auch verdient. Der DBX hat tatsächlich nur zwei Türen, und für einen Sportwagen ist er zwar höher gelegt, aber eben doch nicht so sehr, dass er nach Jeep aussähe. Hat eigentlich derjenige, der mal das Wort Crossover für Autos etabliert hat, gewusst, was er damit anrichtet?
Und mit dieser Frage lasse ich den Genfer Salon Genfer Salon sein (man kann ihn noch bis zum 15.3.2015 besuchen), empfehle die Lektüre der früheren neun Folgen (falls noch nicht geschehen) und freue mich aufs nächste Jahr.
Die heißesten Autos von Genf, Teil 1: Natürlich McLaren
Die heißesten Autos von Genf, Teil 2: Der Borgward
Die heißesten Autos von Genf, Teil 3: Skoda Superb
Die heißesten Autos von Genf, Teil 4: Pullman
Die heißesten Autos von Genf, Teil 5: Ferrari 488
Die heißesten Autos von Genf, Teil 6: Rolls-Royce
Die heißesten Autos von Genf, Teil 7: Opel Karl
Die heißesten Autos von Genf, Teil 8: VW
Die heißesten Autos von Genf, Teil 9: Porsche
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