Von STEFAN ANKER
Warum nicht mit einem Superlativ beginnen? Also: Zu meinen Top Ten des Genfer Salons muss natürlich der McLaren P1 GTR zählen. Schon weil er eine Art Geisterauto ist.
Erstens: Man kann ihn nicht überall kaufen, sondern nur in England. Zweitens: Man darf ihn nirgends auf der Welt auf einer Straße fahren (außer vielleicht in irgendwelchen arabischen Emiraten, wenn man der Emir ist und einem die Straßen gehören). McLaren drückt es übrigens in sehr gepflegtem Englisch so aus: “Without road-car regulations to hold it back, the McLaren P1 GTR will push everything to the limit.” Drittens: Man kann mit dem P1 GTR auch an keiner Rennserie teilnehmen, weil es für ihn keine Rennserie gibt. Viertens: Man bekommt ihn überhaupt nur angeboten, wenn man schon einen „normalen“ McLaren P1 hat. Es haben also nur 375 Menschen auf der Welt überhaupt die Chance, dieses Auto zu erwerben.
Wenn man zu diesen happy few gehört und mit den anderen Bedingungen leben kann, dann braucht man noch ein bisschen Spielgeld: 1,47 Millionen Pfund (2,02 Millionen Euro) plus Steuer. Diese Basisversion des 1000 PS starken Hybridrenners ist allerdings nicht wirklich zu empfehlen. Denn was, wenn der Wagen mal zum Service muss? Und man wohnt gerade nicht in England, sondern in Katar?
Für diese Fälle empfiehlt McLaren ein Extra-Paket: 270.000 obendrauf (wieder Pfund, wieder plus Steuer), dann gibt es ein paar Ersatzteile dazu und – besonders wichtig – eine spezielle Ausbildung für die eigenen Mechaniker. McLaren geht davon aus, dass die Menschen, die den GTR kaufen, noch andere Renner in der Garage haben und eine private Technik-Crew unterhalten.
Und wenn wir schon beim Geldausgeben sind, dann kann ich nur das Full Driver’s Package empfehlen. Für insgesamt 1,96 Millionen Pfund (plus Steuer) erhält man – das Auto erst einmal nicht. Es bleibt dann ein Jahr lang in Woking stehen, wird dort gewartet und während dieser Zeit zu sechs exklusiven Fahr-Events auf berühmten Rennstrecken in der ganzen Welt geschafft.
Der GTR-Besitzer wird auf McLaren-Kosten (okay, auf seine eigenen, er hat ja den Aufpreis bezahlt) ebenfalls eingeflogen, er bekommt ein schönes Hotelzimmer, eine kompetente Mechanikercrew, Verschleißteile sind auch dabei. Vor allem aber bekommt er eine Rennfahrerausbildung, die jeden anderen Autofahrer neidisch machen dürfte.
Am Ende jedenfalls sollte der GTR-Fahrer die Platzreife für die Kombination aus 1000 PS und Rennstrecke haben. 30, vielleicht 40 Menschen werden den GTR kaufen, glaubt man bei McLaren, die meisten von ihnen dürften das komplette Paket ordern.
Die Frage ist: Was kommt dann? Es gibt kein Reglement, in dem man mit einem P1 GTR zu offiziellen Rennen antreten könnte. Man wird ab und an eine Strecke für sich allein mieten müssen. Oder sich erkundigen, ob irgendjemand einen Ferrari LaFerrari XX fährt (auch ohne Zulassung), einen Bugatti Veyron Super Sport (mit Zulassung, aber sehr, sehr schnell) oder was es eben sonst noch so gibt in der allerobersten Sportwagenklasse. Dann kann man sich auf der gemieteten Strecke zu einem privaten Wettstreit verabreden. Das wird sicher ein schöner Nachmittag, so ganz without road-car regulations…
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